„Help up“ – ein langer Weg bis zur Gemeinde
Genau genommen war die Ortsbezeichnung „HELPUP“ jahrzehntelang – gelinde gesagt – ein Scherz! Einen Autofahrer der in den 50er Jahren durch den Ort fuhr, begrüßte ein in freundlichem Gelb gehaltenes Ortsschild mit der Aufschrift „Helpup – Kreis Lemgo“. Wenn nun aber der Autofahrer einen Passanten fragte: „Wo finde ich denn Helpup Nr. 129?“ lautete die Antwort: „Helpup? Das gibt es doch gar nicht!“ Eine Antwort, die sicherlich so manches Kopfschütteln verursachte – nicht nur bei dem Fragenden.
Seit 1905 existiert eine Kirchengemeinde namens Helpup, seit 1903 der Bahnhof Helpup, auch das Postamt trug ab 1913 diesen Namen, ebenso wie die 1921 gegründete Freiwillige Feuerwehr Helpup oder ab 1928 die Volksschule. Selbst offizielle Post der Fürstlichen Verwaltung an die Ortsvorsteher nutzte um 1900 die Bezeichnung Helpup. Die Vereine bezeichneten sich ganz selbstverständlich als Helpuper Vereine und der „Alte Krug“ stand zweifelsohne auch in Helpup. Nur eine politische Gemeinde Helpup – die hatte es nie gegeben. Denn das Gebiet „Helpup“ verteilte sich auf vier unabhängige Gemeinden.
Die Bahnhofstraße entwickelte sich trotz Randlage dreier Kommunen zu einem Mittelpunkt einer ideellen Gemeinde Helpup und realem Mittelpunkt der Gemeinden Währentrup, Mackenbruch und auch Wellentrup. Es wäre interessant einmal herauszufinden warum sich gerade hier ein solches Zentrum bildete und nicht in Kachtenhausen, oder den beiden anderen Ortszentren. Doch auch die Bürger ließen sich von der kommunalen Zerrissenheit nicht ab[1]schrecken. Sie empfanden Helpup als eine gewachsene, zusammengehörende und vor allem funktionierende Einheit. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass sich die Bevölkerung in der Mehrzahl – unabhängig von ihrer Wohngemeinde – als Helpuper fühlten und dies durch eine selbstständige Verwendung dieses Namens auch zeigten! Denn mit Helpup identifizierten sich die meisten Bewohner.
Es ist jedoch verständlich, dass diese Gemeindegrenzen direkt durch den heutigen Ortsteil, kommunale Probleme mit sich brachten. Angefangen von verschiedenen postalischen Anschriften über die unterschiedliche Nummerierung der Häuser bis hin zur Wasserversorgung, Kanalisation oder Elektrifizierung. Eine enge Zusammenarbeit der einzelnen Gemeinden war unumgänglich, denn einer guten wirtschaftlichen Entwicklung war diese Problematik sicherlich nicht förderlich. Doch an dieser Zusammenarbeit mangelte es vielfach, Wellentrup fühlte sich oft als Konkurrent zu Währentrup und blockierte eine Zusammenarbeit unnötig. Doch die Helpuper hatten schon immer ihren eigenen Kopf und nahmen die Sache selbst in die Hand. Vielleicht war es ja gerade diese kommunale Zerrissenheit des Ortes, die bewirkte, dass sich Bürger zusammentaten um Aufgaben auf privater Basis zu vollbringen, weil sich die Gemeinden nicht einig wurden. Der Schulverband beschloss 1928 einen Schulneubau in Eigenregie, da der Gemeinderat von Wellentrup nur einen Standort auf eigenem Gebiet akzeptieren wollte. Da die Einrichtung von Wasserleitungen und Kanalisation auch nicht so richtig vorankam, gründeten die Bürger die Wasserwerk Helpup e.G.m.b.H, die bis 1930 den Ausbau von Wasser und Kanalisation im heutigen Ortsteil durchführte. Ebenfalls 1930 wurde der Verkehrsverein gegründet. Seine Aufgaben sollten eine Förderung der örtlichen Wirtschaft und des Fremdenverkehrs sein. Heinrich Unterkötter baute 1932 im Grünen Winkel, direkt am Haferbach, das Freibad „Vogel-Sang. Da dieses Bad für den Helpuper Bereich eine große Bedeutung hatte, wurde er vom Verkehrsverein stark gefördert. Alle die mindesten vier Tage unentgeltlich am Bau mithalfen erhielten eine Jahresfreikarte.
Doch es währen keine echten Helpuper gewesen, wenn sie nur geschuftet und geschaffen hätten, denn Helpuper gelten allgemein als sehr gesellig. Eine der ersten Maßnahmen des Verkehrsvereines war daher die Ausrichtung eines gemeinsamen Helpuper Dorffestes am 6. und 7. September 1930. Es war damit sozusagen der Urahn aller Dorffeste. Die Kapelle Haverich spielte zum Tanz, die örtlichen Gesangsvereine Liedertafel, Eintracht und der Gemischte Chor brachten Kostproben ihres musikalischen Könnens und der Turnverein und die Radfahrer zeigten ihre Künste. Man verlebte frohe Stunden die auch durch einige Regenschauer nicht beeinträchtigt wurden.
Wen wundert es, dass sich unter den Bürgern dieser Region der Wunsch nach einer eigenen Gemeinde Helpup herausbildete. Vorreiter waren vor allem die Währentruper Gemeinderäte, die bereits 1903 und später noch einmal Anfang der 30er Jahre konkrete Unterredungen mit Wellentrup (dem späteren Kachtenhausen) über einen Zusammenschluss zu einer Großgemeinde Helpup führten. Dies natürlich unter Einbeziehung von Mackenbruch und Greste. Leider verblieb es bei den Gesprächen, zu einer Gemeindebildung kam es nicht.
Nach dem Krieg rangen die Gemeinden mit enormen Problemen: Wohnungsnot, die Unterbringung vieler Flüchtlinge und der steigende Wasser- und Energiebedarf einer langsam wieder greifenden Wirtschaft. Versorgungsprobleme, die einzelne Kommunen kaum noch bewältigen konnten. Neues Siedlungsgelände wurde erschlossen, weitere Wohn- und Industrieflächen entstanden. Währentrup bohrte eine zusätzliche Wasserquelle, ergiebig genug, um alle drei Gemeinden zu versorgen. Angesichts der im „Langen Feld“ entstandenen neuen Siedlung errichtete Mackenbruch eine biologische Kläranlage. Währentrup, Mackenbruch und der so genannte „Helpuper Teil“ Wellentrups (Bahnhofstraße / Osterheide) waren an die alte Wasserversorgung und Kanalisation angeschlossen, für eine weitere Bebauung reichte sie aber bei weitem nicht aus. Dass sich solche kommunalpolitischen Aufgaben in einem größeren Rahmen weit besser lösen ließen, liegt auf der Hand.
Eine gemeinsame Besprechung der Bürgermeister von Wellentrup, Währentrup und Mackenbruch nahm der damalige Währentruper Bürgermeister Hermann Tölke zum Anlass, die Bildung einer Großgemeinde Helpup zu überdenken. Angesichts der weit reichenden kommunalen Aufgaben, die vor den Gemeinden lagen, appellierte er am 12. Februar 1953, in einem emotionalen Brief an den Gemeinderat von Wellentrup „frei von Lokalpatriotismus und weitschauend, sich einer neu zu bildenden Gemeinde Helpup anzuschließen!“ Der Mackenbrucher Rat stimmte im selben Monat ebenfalls der Bildung einer Großgemeinde zu.
Beide Räte waren sich darin einig, dass einer Großgemeinde Helpup in jedem Fall der so genannte „Helpuper Teil“ Wellentrups, also der Raum Bahnhofstraße / Osterheide angehören muss, falls sich Wellentrup nicht im Ganzen zur Eingliederung entschließen könnte. Einen formellen Beschluss der zwei Gemeinden der Rat an die Kreisverwaltung in Lemgo. Nun lag es an den Gemeinderäten in Wellentrup, ob sie einer Großgemeinde zustimmten oder ablehnten.
Auf den nächsten Sitzungen im Wellentruper Rat gab es heftige Diskussion über den Währentruper Vorschlag. Die Ratsmitglieder des „Helpuper Teils“ stimmten dafür, die Mehrzahl der Ratsmitglieder lehnte jedoch eine Einbeziehung des Ortes ebenso ab wie eine Ausgliederung von Flächen zugunsten einer neuen Gemeinde Helpup. Der von den Ratsmitgliedern des „Helpuper Teils“ eingebrachte Antrag für eine Abstimmung in der Bevölkerung, musste allerdings angenommen werden, da ihn ein Drittel der Ratsmitglieder befürwortete. Die Abstimmung der Wellentruper Bürger über die Abtretung des „Helpuper Teils“ und der neuen Gemeindegrenzen, erfolgte am 6. November 1955 und ergab folgendes Resultat: Von 583 Wahlberechtigten und 529 abgegebenen Stimmen im Helpuper Teil entschieden sich 428 Bürger (80,9%) für die Eingliederung in die Großgemeinde Helpup. Im Gesamtgebiet der Gemeinde Wellentrup stimmten 36,4 % der Bürger für diese Eingliederung und 63,6 % dagegen.
Im Juni 1956 trafen sich die Bürgermeister der Gemeinden bei der Kreisverwaltung in Brake und erörterten erneut die Helpuper Frage. Über eine Neugründung oder räumliche Veränderungen der Gemeinden hatte einzig der Landtag in Düsseldorf zu bestimmen. Der Kreis beschloss eine Gründung von Helpup bei der Landesregierung zu befürworten. Diese verabschiedete mit der Drucksache 471 vom 21. Januar 1957 den Entwurf eines Gesetzes zur Bildung der Großgemein[1]de und folgte damit weitgehend den Empfehlungen des Kreises. Am 26. März 1957 verabschiedete der Landtag in Düsseldorf das Gesetz über die Bildung der Großgemeinde Helpup.
Der 1. April 1957 war ein bedeutsamer Augenblick für die Bürger, als auf dem Marktplatz des neuen und nun mehr realen Helpup, die Bundesflagge neben der Fahne mit dem weißen Ross flatterte. Erster Bürgermeister der neuen Gemeinde wurde Albrecht Heißenberg aus Mackenbruch, Gemeindedirektor der ehemalige Währentruper Bürgermeister Hermann Tölke. In der Gemeinde Helpup wohnten damals 3.129 Einwohner, auf einer Gesamtfläche von 1.346 ha.
Am 14. Oktober 1958 stellten sieben Helpuper Bürger (Emil Becker, Heinrich Erfkamp, Fritz Beste, Ernst Becker, August Bollhorst, Wilhelm Schulze und Ewald Berkemeier) einen Antrag auf Stiftung eines Volksfestes zur Erinnerung an die Gründung der Gemeinde Helpup. „Um den Gründungstag der Gemeinde Helpup immer in Dankbarkeit zu begehen, beantragen die unterzeichneten Ratsmitglieder die Stiftung eines Volksfestes“.
Das Volksfest sollte alle zwei Jahre am 1. April stattfinden, erstmalig 1959. Der Träger und Ausrichter sollte die Gemeinde sein, Schirmherr der jeweilige Bürgermeister. An der Ausgestaltung sollten sich alle Vereine und Vereinigungen der Gemeinde beteiligen unter der Leitung eines Festausschusses, der sich paritätisch aus Rats- und Vereinsmitgliedern zusammensetzt.
Aus zeitlichen Gründen war 1959 dieses Dorffest nicht mehr zu realisieren. Das erste Dorffest fand daher am 5. Bis 07. August 1960 statt. Höhepunkt des Festes war heute wie damals der Festumzug, der 1960 bei strömenden Regen stattfand. Die Währentruper gewannen damals mit der Pickert Bäckerei den ersten Max.